Die Definition der Brennpunkte des sozialen Dialogs aus europäischer Perspektive sowie Handlungsmöglichkeiten für Arbeitnehmerorganisationen waren die Schwerpunkte des EZA-Startseminars, das vom 27. bis 28. November 2014 in Budapest, Ungarn, stattfand und in Zusammenarbeit mit MOSZ (Munkástanácsok Országos Szövetsége) und mit Unterstützung der Europäischen Union organisiert wurde.

120 Vertreter von christlich-sozialen Arbeitnehmerorganisationen aus 26 europäischen Ländern trafen sich, um sich über das EZA-Bildungsprogramm 2015 auszutauschen, und forderten unter anderem einen wirtschaftlichen Aufschwung nur unter der Bedingung von würdigem Lohn und würdiger Arbeit, eine verstärkte Einbindung der KMU in den sozialen Dialog, eine Neuorganisation und Aufwertung der beruflichen Bildung, um sie besser auf die Erfordernisse der Arbeitsmarkts auszurichten, einen Dialog auf Augenhöhe zwischen den Sozialpartnern, eine Anpassung der Strukturen des sozialen Dialogs an die Strukturen der heutigen Arbeitswelt sowie eine stärkere Vernetzung der Arbeitnehmerorganisationen auf europäischer Ebene, um ein gutes Gelingen des sozialen Dialogs zu garantieren und um den sozialen Frieden in Europa zu erhalten.

 Volker Scharlowsky, Sozialwissenschaftliche Studien, Berlin, formulierte in seinem Referat „Stärkung des sozialen Dialogs in Europa – Notwendigkeiten, Perspektiven und Entwicklung“ die folgenden konkreten Handlungsmöglichkeiten für Arbeitnehmerorganisationen: eine Verstärkung der gewerkschaftliche Kooperation, einen Ausbau der Eurobetriebsräte, ein Einfordern von regelmäßigen Berichten zum sozialen Dialog beim Europäisches Parlament, den Einsatz von EU-Mediatoren, wenn die Dialogstrukturen dauerhaft versagen, ein „Schwarzbuch“ über Fehlentwicklungen und ein verstärktes Einbeziehen der soziale Medien und der Öffentlichkeit.

Ein Eckpunkt des EZA-Bildungsprogramm 2015 ist die Seminarreihe zur Strategie „Europa 2020“, in deren Rahmen im kommenden Jahr der Themenschwerpunkt „Integration und Inklusion auf dem Arbeitsmarkt“ wissenschaftlich begleitet wird.

Außerdem werden 2015 drei Projektkoordinierungen zu den Themen „Erfolgreicher sozialer Dialog in Europa – Kriterien, Werte und Implementierung“, „Erfolgreiche berufliche Bildung als wichtige Aufgabe für Arbeitnehmerorganisationen“ sowie „Neue Herausforderungen an Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit“ stattfinden.

Tamás Jáczku, Vertreter des ungarischen Ministeriums für nationale Wirtschaft, schilderte die Herausforderungen für den ungarischen Arbeitsmarkt und die Maßnahmen von Seiten der Regierung.

Tamás Potykiewicz, Mediator und Experte für Arbeitsbeziehungen, schilderte die Funktionsweise und historische Entwicklung des europäischen sozialen Dialogs im Vergleich zur nationalen Ebene und zur ILO-Ebene, auch aus Sicht Ungarns und aus der Sicht der ungarischen Postgewerkschaft.

György Lajtai stellte die Ergebnisse der Projektkoordinierung 2014 zum Thema „Mobilität und Migration: Koordinierung der sozialen Sicherheit – ein stabilisierendes Element für Leben und Arbeit in Europa“ vor und forderte unter anderem eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Arbeitnehmerorganisationen in den Herkunfts- und Zielländern.

Pater Ulrich Zankanella OFM untermauerte die Bedeutung christlich-sozialer Werte für den europäischen sozialen Dialog. Im Sinne des christlichen Weltbilds forderte er eine personenbezogene Gesellschaft und Wirtschaft. Wirtschaft, Handel, Produktion und jedes gesellschaftspolitische Tun müssten sich dem Wohl aller beteiligten Personen dienen. Als Problemfelder heutiger Sozialpolitik, die in der gesamten Europäischen Union gelöst werden müssten, nannte er unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit, v.a. Jugendarbeitslosigkeit, die gängige Praxis des Outsourcing an Ein-Mann-Unternehmen, Migration, Leiharbeit sowie die beiden geplanten transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP und CETA und forderte eine Rückbesinnung auf die Prinzipien der Personalität, Solidarität und Subsidiarität.